Von München nach Dubai: Den Ausweg aus Deutschland wählen momentan viele Urlauber*innen, unter ihnen Fußballer*innen, Influencer*innen oder einfach Menschen, die den Corona-Reglungen hierzulande entkommen wollen. Die Route in das arabische Emirat wählen aber nicht nur Reisende, sondern jetzt soll auch das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest, welches von Bayern in das Emirat am Persischen Golf gelegt werden soll, dort stattfinden.
Dieses Jahr soll laut den Veranstalter*innen eine Wiesn in Dubai stattfinden. Am Hafen des Emirats soll das Volksfest auf einer 420.000 Quadratmeter großen Fläche aufgebaut werden. Charles Blume, der Berliner Weihnachtsmarkchef bestätigte dem Spiegel, dass es dafür bereits eine Zusage aus Dubai gäbe. Blume organisiert das Fest zusammen mit dem Münchener und ehemaligen Gastronomen Dirk Ippen und Sepp Krätz, der von der „Bild“ als „Wirte-Legende“ beschrieben wird. Eine Website bewirbt bereits das Event im Oktober und sucht nach Schausteller*innen, Sponsor*innen und natürlich nach Besucher*innen. Normalerweise geht die Wiesn 16 oder 17 Tage lang, in Dubai ist allerdings eine Dauer von ganzen sechs Monaten geplant. Am 7. Oktober diesen Jahres soll es losgehen, bis zum 31. März 2022. Ein halbes Jahr lang, täglich von 12 bis 24 Uhr. Optisch soll es an nichts fehlen und das Original aus München soll möglichst detailgetreu imitieren werden. Bierzelte, Karussells, Verkaufsstände oder Restaurants sollen aufgebaut werden. Ein Oktoberfest ohne Bier kann natürlich nicht funktionieren, weswegen es auf dem Festgebiet erlaubt sein wird, Alkohol auszuschenken, obwohl es in dem Emirat aus religiösen Gründen sonst oft anders aussieht. Charles Blume betont allerdings, man solle beide Kulturen respektieren, weshalb die Betrunkenen per Shuttlebusse in ihre Hotels gebracht werden sollen, damit sie nicht die Innenstadt unsicher machen. Wie einfach es ist oder eben auch nicht, betrunkene Menschen davon abzuhalten, das zu machen was sie wollen, wird sich allerdings erst im Oktober zeigen.
Das Volksfest in Dubai soll laut dem Veranstalter „nicht irgendein weiteres Oktoberfest-Double“ werden, sondern weitaus größer, internationaler und spektakulärer als das in München. Dafür sollen laut Angaben von t-online die längste Bierbar der Welt errichtet werden und 620 Schausteller*innen für die Belustigung der Besucher*innen sorgen. Auch einige „Brauereien und Wirte aus Bayern sollen an der Veranstaltung teilnehmen“, so der Spiegel. Außerdem gäbe es natürlich das „beste Hygienekonzept“, denn die Pandemie ist ja doch immer noch nicht vorbei. Kostentechnisch beläuft sich das Großevent schätzungsweise auf 50 Millionen Euro. Das Fest in Dubai soll allerdings die Wiesn in München nicht ersetzen, doch, ob die stattfinden kann, ist noch nicht sicher. Dieter Reiter, der Oberbürgermeister erklärte der „Bild“: „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass solche Feste aus infektiologischen Gründen nicht zu verantworten sind.“
Auf dem Festgelände in Dubai soll es Nachbauten der Bavaria-Statue und der Ruhmeshalle geben. An deutscher Musik soll es auch nicht fehlen: Ikke Hüftgold, der mit Party-Krachern wie „Dicke Titten Kartoffelsalat“ auf Mallorca auftritt, wurde bereits angefragt. Mallorca soll noch weitere Inspiration für die Wiesn in Dubai bieten, denn auch der Bierkönig und der Megapark wollen Zelte bespielen. An Prominenz fehlt es auch nicht, denn laut Angaben der „Bild-Zeitung“ sollen unter anderem Arnold Schwarzenegger, Lothar Matthäus, Ralf Moeller, Pamela Anderson und Simone Ballack eingeflogen werden.
Hoffentlich kann das größte Oktoberfest der Welt nicht nur die weltweite Pandemie verschleiern, sondern auch die Probleme und massiven Menschenrechtsverletzungen, die es durch Dubais absolutistische Monarchie tagtäglich gibt. Sei es die stetige Einschränkung von Presse- und Meinungsfreiheiten oder die Entführung der Prinzessin Latifa, der eigenen Tochter des Emirs Muhammad bin Raschid Al Maktum. Millionen ausländischer Arbeitsmigrant*innen werden unterdrückt, arbeiten für einen Hungerlohn und werden schlichtweg ausgebeutet, wie es von Insidern heißt. Lässt man die ganzen Menschenrechtsverletzungen außer Acht, wäre da aber immer noch die massive Umweltverschmutzung, die durch das Emirat und seine zahlreichen Tourist*innen entstehen. Laut einem Bericht von WWF liegt der tägliche pro Kopf Wasserverbrauch in Dubai bei 500 Litern. Auch der Stromverbrauch ist enorm in dem Emirat inmitten der Wüste. Ob man mitten in einer Pandemie, während einer sehr wahrscheinlich bevorstehenden Klimakrise und unter massiven Menschenrechtsverletzungen auch noch das größte Oktoberfest der Welt zelebrieren muss, bleibt eine Frage, die sich die Veranstalter*innen und Besucher*innen stellen müssen – dafür ist es noch nicht zu spät.