Er hat sie alle reingelegt und um sehr viel Geld gebracht, der feine Dr. Hendrik Holt, dessen Doktortitel genauso gefälscht war wie die Expertisen der Energieprojekte, die er und seine saubere Familie aus dem Münsterland an Investoren aus ganz Deutschland verhökert hat. Private Geldgeber, institutionelle Investoren und große Fondsgesellschaften sind seinen Betrügereien aufgesessen – im guten Glauben daran, in hochkarätige Windenergieprojekte der Firma Holt Holding Group zu investieren, die lukrative Renditen (u.a. durch staatliche Förderung und Einspeisevergütungen) abzuwerfen vorgaben. Dabei gab es diese Projekte offenbar nur auf dem Papier, gut geplant und nett präsentiert, aber nie gebaut, geschweige denn aktiv. Vor 2 Wochen vollstreckte nun der Staatsanwalt einen Haftbefehl gegen Hendrik Holt, seine Mutter, seine Schwester, den Bruder und diverse Geschäftskollegen, die bei den Betrügereien mitgemacht hatten und sich des bandenmäßigen Betruges schuldig gemacht haben. Damit ist nun erst einmal Schluss mit dem protzigen Leben mit Millionen-Villa im Münsterland, teuren Luxus-Karossen im Wert von mehreren Millionen Euro als auch einer stattlichen Sammlung an teuren bis sehr teuren Louis Vuitton-Taschen, die gerne von den reichen Damen der Gesellschaft als Prestige-Objekte vorgezeigt werden. Untersuchungshaft heißt aktuell der neueste Aufenthaltsort der dreisten Betrüger-Familie, die sich zwar offiziell mit ihrer „Holt Holding Group“ im Steuerparadies Andorra angemeldet hatten, aber dennoch bei einem ihrer glamourösen Auftritte in Deutschland festgenommen werden konnten.
Raus aus der seidenen Bettwäsche und weg vom mondänen Landsitz mit allen Annehmlichkeiten einer Möchtegern-Millionärsfamilie, hinein in den harten Gefängnisalltag einer Schrecken einflössenden JVA (Justizvollzugsanstalt) irgendwo in Deutschland. Wo es morgens um 6 Uhr zum ersten Weckappell geht, danach ein karges Frühstück gereicht wird und wo andere Gauner, Schwerverbrecher, Pädophile und Vergewaltiger einem so richtig die Laune verderben können. Zusätzlich dürfte die Unwissenheit über die weitere Zukunft jedem dort neu Einsitzenden so richtig auf den Magen schlagen, gibt es doch in der Regel für Betrug in dieser Größenordnung mehrere Jahre Knast ohne Bewährung oder Hafterleichterung wie offenen Vollzug beispielsweise. An diesem Ort wird jedem sehr schnell klar, dass es nun einen saftigen Einschnitt im Leben geben wird, und dass die nächste Party, der nächste Yachturlaub oder die First-Class-Flüge der Vergangenheit angehören. Denn wie man hört, prahlte der 30-jährige Holt damit, über ein Privatvermögen von 250 Millionen Euro zu verfügen. Geld, was er sich offensichtlich bei seinen Gaunereien zusammengerafft hat. Das passt dann auch haargenau zu einer seiner Äußerungen in jüngeren Jahren, wo er mit gerade mal 27 Jahren bei einem Vortrag posaunte: „Man muss auch unkonventionelle Wege gehen, um Erfolg zu haben und auch einmal das Risiko in Kauf nehmen, scheitern zu dürfen.“ Gescheitert ist er nun, aber nicht, weil er mit kaufmännischem Geschick und seriösen Investitionen eine Bauchlandung gemacht hat, sondern weil er mit seinen „unkonventionellen Transaktionen“ fremdes Geld veruntreut und beiseitegeschafft hat. Kein gutes Beispiel für einen guten deutschen Kaufmann mit traditioneller Kaufmannsehre.
Wie man vor 2 Wochen nachlesen konnte, spricht die Staatsanwaltschaft Osnabrück in einer Pressemitteilung vom 20. April 2020 von einem „großen Schlag gegen mögliche Wirtschafts-Kriminelle“, die sich am Vermögen Fremder in exorbitantem Umfang bereichert haben. Außerdem bestätigt dieselbe Staatsanwaltschaft in einer Mitteilung zur fertigen Anklage, dass Hendrik Holt „nach dem Ergebnis der Ermittlungen nie ein Promotionsverfahren erfolgreich absolviert und ist demnach nicht berechtigt, einen Doktortitel zu führen.“ Wie zu erfahren ist, hat nach monatelangen intensiven Ermittlungen die Abteilung für organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Osnabrück verschiedene Durchsuchungsbeschlüsse gegen Familienmitglieder und Mitarbeiter der Holt Holding S.A. vollstrecken lassen. Dabei arbeitete sie mit der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück und auswärtigen Polizeidienststellen zusammen und inhaftierte am 17. April 2020 in insgesamt fünf Bundesländern (Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) die Verantwortlichen des Familienunternehmens Holt Holding. Da nützten den Verdächtigten dann auch nichts ihre öffentlichen Auftritte bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar diesen Jahres, wo man sich mit Ex-US-Außenminister John Kerry fotografieren ließ, oder der Versuch, im afrikanischen Staat Simbabwe den Präsidenten um die Vergabe mehrerer diplomatischer Pässe zu ersuchen, was aber nicht klappte. Damit wollten sich die raffinierten Betrüger Immunität erkaufen, die sie womöglich vor dem polizeilichen Zugriff verschont hätte. Die ergaunerten Gelder sind zum Großteil, wie es so üblich ist, auf Nummernkonten im Ausland verschwunden, oder wurden in Luxusgüter investiert und verprasst.