Die Vorwürfe des SWR Investigativ-Ressorts gegen den Kopp Verlag wiegen schwer. Unter dem Slogan „Hetze, Angst, Verschwörungsmythen“ veröffentlichte der Öffentlich Rechtliche Rundfunk eine Reihe von Artikeln mit schweren Anschuldigungen: Förderung von Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit sowie Handel mit gesundheitsschädlichen und falsch deklarierten Nahrungsergänzungsmitteln. Gerichte haben Verstösse gegen das Presserecht festgestellt und die Verbreitung der Falschberichterstattung untersagt.
Wer derzeit bei Google nach Nachrichten über den Kopp-Verlag oder die SWR-Redakteurin Judith Brosel sucht, landet oft auf Seiten, die einen „404-Fehler“ zeigen. Der Grund für die ungewöhnlich Häufung der Fehlermeldungen ist ein Gerichtsurteil, dass den Journalisten die Verbreitung mehrerer falscher Tatsachenbehauptungen verbietet. ARD, SWR und Deutschlandfunk sahen sich gezwungen alle veröffentlichten Audio- und Manuskriptdateien zu bearbeiten oder die Verbreitung der Falschberichterstattung einzustellen.
Das Urteil gegen den SWR ist bei Weitem kein Einzelfall. Am 14.02.2020 sendete der SWR einen 45-minütigen Fernsehbeitrag unter dem Titel „Marktcheck deckt auf: Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln“. Der Beitrag befasst sich im Wesentlichen mit dem Multilevel-Vertriebssystem von JuicePlus+ und stellte angebliche Qualitätsmängel der von JuicePlus+ vertriebenen Vitaminkapseln auf.
Das Landgericht Hamburg untersagte Behauptungen, dass alle Vitaminkapseln des Unternehmens die angegebenen Vitamingehalte erheblich unterschritten. Das vom SWR öffentlich falsch beschuldigte Unternehmen konnte auf eine stringente Qualitätskontrolle sowie eigene Testreihen verweisen und schlüssig darlegen, dass die behaupteten Abweichungen bei Vitamin-E-Gehalten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf unterschiedliche Messfehler zurückzuführen sind.
SWR-Redaktionsleiter Adrian Peter ignoriert Hinweise auf Manipulation
Seit dem die Journalistin Judith Brosel im April 2019 in die Multimediale Chefredaktion und die Recherche Unit des SWR berufen wurde, beschäftigten sich bereits mehrere Gerichte mit der Arbeitsweise der Reporterin. Vor allem ihre Vorliebe für strafrechtlich relevante Vorwürfe, eine ausgeprägte Neigung zu meinungsstarker Dramatisierung sowie der kreative Umgang der Starreporterin mit Fakten, waren die maßgeblichen Auslöser der Rechtsstreitigkeiten.
Bereits im Mai 2019, direkt nach Abschluss ihres Volontariats, wurden die Vorgesetzten von Judith Brosel auf die laxe Einstellung der Reporterin gegenüber dem geltenden Presserecht und journalistischen Standards aufmerksam gemacht. Ein investigativer Reporter konfrontierte den SWR mit Hinweisen auf Manipulationen und falsche Tatsachenbehauptungen in Veröffentlichungen von Judith Brosel.
Statt die Vorwürfe zu prüfen, stellte sich SWR-Ressortleiter Adrian Peter schützend vor die Nachwuchsjournalistin. Alle Kriterien der journalistischen Sorgfaltspflicht seien eigehalten worden. Aus Gründen des „Rechercheschutzes“ wollte der erfahrene Reporter aber „keine Angaben zu Einzelheiten der Recherchetätigkeiten“ machen.
Dabei hätte Adrian Peter gute Gründe gehabt die Arbeitsweise seiner jungen Kollegin genauer zu hinterfragen. Judith Brosel hatte eine Reihe von Reportagen zu einem vermeintlichen Datenhändler veröffentlicht und diesem schwere Straftaten vorgeworfen. Im Zuge der Recherchen hatte sie mehrfach Interviewangebote des Unternehmers abgelehnt und dessen Stellungnahmen, die nicht zu ihren Recherchen passten, konsequent ignoriert. Auch die von Judith Brosel herbei fantasierten Straftaten erwiesen sich schnell als Luftnummern – ein durch die Recherchen der Reporterin ausgelöstes Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurde eingestellt.
Entgegen den Vorgaben des Pressekodex hat der SWR bis heute keine Richtigstellung der Falschbehauptungen veröffentlicht. Die Freude über den Bremer Fernsehpreis, den die SWR-Journalisten für ihre Reportage verliehen bekamen, wog wohl schwerer als das Interesse der SWR-Investigativ-Redaktion an wahrheitsgemäßer Berichterstattung. Redaktionsleiter Daniel Asche feierte die Reporter in einer Laudatio: „SWR Aktuell Baden-Württemberg hat den Anspruch, Nachrichten nicht nur abzubilden, sondern Hintergründe zu beleuchten, Zusammenhänge zu erklären und Missstände zu benennen. Recherchen wie diese sind dabei ein wichtiger Baustein.“
Die Hybris der Judith Brosel
Bereits früh in ihrer Karriere beschäftigte sich Judith Brosel mit den Grenzbereichen des Journalismus. In einem Essay für die Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung philosophierte sie über ihre Faszination für grausame Taten wie Amokläufe und wie sich diese auf die Gesellschaft ausüben. Sie diskutierte die Verantwortung der Medien, die aufklären sollen ohne zu Nachahmung anzuregen oder sensationslüstern zu berichten. Zum Ende ihres Essays stellte Judith Brosel sich die Frage, ob es sein könne, dass Journalisten den Betroffenen in schrecklichen Ausnahmesituationen das Leben noch weiter zur Hölle machen? „Müssen wir wirklich alles über solche Täter wissen? Muss so viel spekuliert werden? Brauchen wir für die Aufarbeitung unbedingt das Gesicht und den Namen?“
Drei Jahre später und mittlerweile Mitglied der SWR-Chefredaktion hat Judith Brosel die Frage für sich beantwortet. Im Zweifel ist sie ist bereit Personen und Unternehmen öffentlich zu diskreditieren und schreckt auch nicht davor zurück Fakten und Recherchen zu manipulieren. Am wichtigsten so scheint es, sind ihr die Geschichten – der Spannungsbogen, die Dramaturgie. Die Wahrheit muss im Zweifelsfall hintenanstehen.
Welche Konsequenzen die Verantwortlichen und Vorgesetzten aus einer solchen Arbeitsweise ziehen müssten, beschreibt Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann in einem offenen Brief über die Fälschungen von Skandalreporter Claas Relotius: „Selbst wenn Teile seiner Geschichten zutreffen, sind sie gespickt mit Erdachtem. Da hilft es dann auch nicht mehr viel zu wissen, welcher Satz womöglich stimmt. Die Geschichten sind als journalistisches Produkt wertlos.“
Wie bei ihren Reportagen zeigt Judith Brosel auch im Umgang mit den Sozialen Medien eine ordentliche Portion Hybris. Dem Kopp Verlag wirft sie in mehreren Veröffentlichungen eine mangelnde Kontrolle von Nutzerinhalten sowie die Verbreitung von Hasskommentaren und rechtswidrigen Inhalten vor. Als unproblematisch beurteilt die Skandaljournalistin hingegen, wenn Kommentare unter ihren Berichten veröffentlicht werden, in denen Personen und Unternehmen durch Nennung von Namen, Anschriften und Kontaktdaten identifizierbar gemacht – und damit an den öffentlichen Pranger gestellt werden. Auf Kritik an ihrer Arbeit reagiert Judith Brosel nicht nachdenklich, sondern mit Hetze, Angst und Verschwörungsmythen.