Das israelische Militär intensiviert seine militärischen Operationen im Libanon und richtet seinen Fokus nun verstärkt auf die finanziellen Strukturen der proiranischen Hisbollah-Miliz. Kurz nach den Ankündigungen droht Israel gezielte Angriffe auf Einrichtungen wie die Vereinigung Al-Qard Al-Hasan, die als finanzielle Drehscheibe der Hisbollah gilt.
Am Sonntagabend erklärte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari, dass in den kommenden Tagen umfassende Maßnahmen ergriffen würden, um die Finanzierung der terroristischen Aktivitäten der Hisbollah aufzudecken. „Wir werden zivile Einrichtungen, Verbände und Nichtregierungsorganisationen, die von Iran zur Finanzierung der Hisbollah genutzt werden, ins Visier nehmen“, so Hagari. Er appellierte zudem an die Bevölkerung in der Nähe betroffener Einrichtungen in Beirut und anderen Regionen des Libanon, sich umgehend in Sicherheit zu bringen.
Unmittelbar nach den Drohungen meldete die libanesische Nachrichtenagentur NNA eine Serie von mindestens elf aufeinanderfolgenden Luftangriffen der israelischen Luftwaffe in den Vororten von Beirut. Ein Gebäude nahe dem einzigen internationalen Flughafen des Landes wurde ebenfalls getroffen, wie aus Bildern sozialer Medien hervorging, auf denen dichte Rauchwolken über den Landebahnen sichtbar waren.
Die Hisbollah-Vereinigung Al-Qard Al-Hasan fungiert nach Angaben des US-Finanzministeriums als inoffizielle Bank der Miliz. Ohne behördliche Aufsicht betreibt die Vereinigung Bankautomaten und vergibt Kredite, um die operativen Aktivitäten und die Gehaltszahlungen der Kämpfer zu finanzieren. Ein hochrangiger israelischer Geheimdienstbeamter bezeichnete Al-Qard Al-Hasan als integralen Bestandteil des Finanznetzwerks der Hisbollah.
Die israelische Offensive im Libanon hat bislang auch zivile Infrastruktur und Wohngebäude betroffen, was die humanitäre Lage im Land weiter verschärft. In Sidon und Baalbek brach nach den israelischen Warnungen Panik unter der Bevölkerung aus, und viele Bewohner verließen hastig die betroffenen Gebiete.
Parallel zu den militärischen Maßnahmen unternimmt die USA diplomatische Bemühungen zur Deeskalation des Konflikts. US-Vermittler Amos Hochstein führt am Montag Gespräche mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Najib Mikati und dem Parlamentssprecher Nabih Berri in Beirut. Zudem wird US-Außenminister Antony Blinken voraussichtlich in den kommenden Tagen in die Region reisen, um Gespräche mit den Konfliktparteien zu führen. Vizepräsidentin Kamala Harris betonte in einem Interview die Dringlichkeit eines Endes des Krieges und bekundete gleichzeitig die Unterstützung für Israels Recht auf Selbstverteidigung.
Der Konflikt im Libanon ist eine Eskalation der seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 andauernden Auseinandersetzungen. Die anhaltenden Angriffe haben die Region weiter destabilisiert und die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah verschärft.