Vielleicht hat sich Joachim Sauer, Ehemann von Übergangs-Kanzlerin Angela Merkel, gedacht: Lieber spät als gar nicht. Denn Professor Sauer ist plötzlich der Meinung, seinen Wortbeitrag zum Thema Impfen leisten zu müssen und gegen Impf-Gegner:innen auszuteilen. Jahrelang hatte der Herr Professor sich mit Wortbeiträgen in der Öffentlichkeit und im Dunstkreis seiner Kanzler-Gattin zurückgehalten, doch nun platzte es plötzlich aus ihm heraus. Er ist stinksauer auf diejenigen, die so borniert und kleingeistig sind, sich trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht impfen zu lassen.
Mein Gott, 16 Jahre hat Prof. Joachim Sauer Zeit gehabt, erst einmal die oft fragwürdigen Entscheidungen seiner Frau zu hinterfragen oder zu bewerten, denn alles, was die Kanzlerin gesagt und getan hat, kann ihm nicht gefallen haben. Wie dem auch sei, da hielt der Professor still, sagte kein Wort. Doch nun, wo seine Frau in Kürze die politische Bühne verlässt, nutzt er noch einmal die Gelegenheit und verteilt Ohrfeigen an die Impfgegner:innen in Deutschland. Besonders die Bildungsbürger, auch Intellektuelle und Akademiker:innen werden von ihm gebrandmarkt und kriegen ihr Fett weg. Über sie spricht er von Menschen, die „einer persönlichen Überzeugung folgen, eine Art ideologischer Reaktion auf das, was sie für eine Impfdiktatur halten.“ Er glaubt, dass es diese Einstellung bei einigen Menschen schon immer gegeben habe. Seiner Meinung nach ist der Impfstoff ein großer Sieg der Wissenschaft, und die, die sich nicht impfen lassen wollen, seien zu faul und zu bequem. Dass viele Menschen berechtigte Zweifel an der positiven Langzeitwirkung der viel zu wenig getesteten Impfpräparate haben und schlicht besorgt sind, später an den Nebenwirkungen zu erkranken, ignoriert er. Auf eine allerdings arrogante, hochnäsige Art und Weise, die vielen, die er öffentlich kritisiert, gehörig gegen den Strich gehen dürfte. Denn seine Formulierungen scheinen wie eine Abrechnung, wie ein bitterer Steinwurf auf die Zweifler und Zauderer.
„Ich bin sehr traurig über den Teil der Deutschen, der aus urlogischen Gründen die Realität ignoriert“, mit dieser Generalabrechnung kommt Professor Sauer plötzlich um die Ecke, um die Impfskepsis im Land aufzuweichen und die „letzten Abtrünningen“ auf den rechten Weg zu bringen. Dabei zeigt er sich verbittert und jovial, wie man es vorher von ihm nicht kannte. Anlass dafür war ein Zeitungsinterview in Italien, wo er in die angesehene Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Die renommierte Tageszeitung „La Repubblica“ hatte ihn zur Impfsituation in Deutschland befragt. Was ihn allerdings dazu bewogen hat, erschließt sich denjenigen nicht, die gute Gründe haben, das Impfen erst einmal noch zu verweigern. Selbst das Paul-Ehrlich-Institut warnt vor verschiedenen Nebenwirkungen und rät zur Vorsicht. Weltweit gibt es mehrere Millionen schwerwiegende Verläufe von Corona-Impfungen, die man nicht unterschätzen oder gar leugnen sollte. Zwar wurden bis heute mehr als 73 Millionen Covid-19-Impfdosen verabreicht in Deutschland, aber die notwendigen 3. und 4.Impfungen, die Booster-Impfungen zeigen, dass die Wirkung schnell nachlässt und auf den Intensiv-Stationen viele zweifach geimpfte Ü60-Patient:innen liegen. Es ist sicherlich an der Zeit, dass Joachim Sauer seine Emotionen in Sachen Impfung zurückfährt und grundsätzlich erst einmal den Umgang mit der Pandemie in Frage stellt, und die Verursacher von COVID-19 an der Pranger stellt, statt den eigenen Landsleuten öffentlich ins Kreuz zu treten.