Die Demokratin Debra Haaland ist die erste Indigene, die einen Ministerposten in der US-amerikanischen Regierung einnehmen wird. Sie soll unter Joe Biden Innenministerin des Landes werden. Haaland gehört zu dem Volksstamm der Laguna Pueblo in New Mexiko.
Eine Mehrheit von 51 zu 40 Senator*innen wählten die Kongressabgeordnete in die Leitung des Innenministeriums, darunter auch vier Abgeordnete der gegnerischen Partei der Republikaner*innen. Debra, oder kurz Deb Haaland, wie sie sich auf Twitter nennt, schrieb auf dem sozialen Netzwerk, dass sie sich sehr über ihre Ernennung freue. Sie will sich vor allem für die Erhaltung der Nationalparks und für die Reservate der indigenen Bevölkerung stark machen, die 1,9 Millionen Einwohner*innen des Landes ausmachen. Ihr Einsatzbereich bezieht sich außerdem auf Öl- und Gas-Förderanlagen. Sie möchte künftig auf erneuerbare Energien setzen, um entscheidend gegen den Klimawandel anzukämpfen. Sie sehe es als Pflicht, ihr Land zu beschützen und erklärte Umweltschutz und Umweltgerechtigkeit als eines ihrer höchsten Ziele. Das Innenministerium in den USA kümmert sich um „die Verwaltung des bundeseigenen Landes“ und entscheidet darüber, „ob Naturschutzgebiete ausgewiesen werden oder ob Energiegewinnung wie Fracking erlaubt ist“, so der Spiegel. Von der republikanischen Seite wurde sie dafür oft kritisiert, da man ihre Strategien für zu extrem erachtet. Während Trumps Amtszeit machte sie sich stark gegen den Bau einer Pipeline, die durch North Dakota führen sollte, und kämpfte gegen die Errichtung seiner Mauer in Arizona: „Die heilige Stätte, die hier gesprengt wurde, kann nie wiederhergestellt werden. Den Schaden, den die Trump-Administration hier angerichtet hat, ist irreparabel. Und sie haben noch nicht mal um Erlaubnis gefragt“, kritisierte Haaland.
Deb Haaland ist die erste amerikanische Ureinwohnerin überhaupt, die ein hohes Amt in der Regierung bekleiden wird. „Die historische Tragweite dieses Moments ist mir bewusst. Aber ich will auch sagen: Hier geht es nicht um mich. Stattdessen hoffe ich, dass dies eine Inspiration für die Amerikaner werden kann – als eine Nation voranzugehen und Möglichkeiten für jeden von uns zu schaffen“, erklärt sie kurz nach ihrer Ernennung zur Innenministerin. Die Wahl von Haaland wird von vielen Seiten gelobt und gibt endlich auch denen eine Stimme, die oft ursprünglich aus ihrem eigenen Land vertrieben wurden. Native Americans, die in Reservaten leben, leiden vergleichsweise mehr an Krankheiten und Armut als der Rest der Bevölkerung. Auch die Kriminalität und der Alkohol- und Drogenkonsum ist in diesen Vierteln stärker ausgeprägt. Das Coronavirus spiegelt diese ungleichen Strukturen ebenfalls wider, denn bei den Navajos, dem zweitgrößten indigenen Stamm in den USA, lag die Sterberate bei vier Prozent. Im übrigen Teil des Landes bei 1,8 Prozent. „Jetzt, da sie Ministerin Haaland ist, können wir alle wohl damit rechnen, dass es eine Stimme geben wird, die sich bei Themen, die uns bewegen, nicht nur auskennt und mit uns sympathisiert, sondern dass wir diese Stimme sind“, so die Vorsitzende einer Organisation für Ureinwohner*innen in der Washington Post. Auch Timothy Nuvangyaoma, der Vorsitzende des Hopi-Volkes, ist glücklich über die neue Innenministerin: „Es ist ermutigend, dass sie nun diese wichtige Rolle übernimmt. Alle indigenen Communities freuen sich, dass sie nun jemanden haben, die ihre Probleme wirklich versteht.“ Nancy Pelosi, die Vorsitzende Demokratin und Vorsitzende des Repräsentantenhauses macht den Stellenwert ihrer Ernennung deutlich: „Die Bestätigung von Ministerin Haaland ist historisch, und sie ist eine Quelle des Stolzes für das Repräsentantenhaus“. Sie unterstützt ebenfalls die Ziele der neuen Innenministerin, welche darin bestehen „der nächsten Generation einen gesünderen, nachhaltigeren Planeten und eine bessere Zukunft für alle zu hinterlassen.“
Die 60-jährige Haaland machte in ihrer Nominierungsrede auf ihr teilweise hartes Leben aufmerksam, was sie aber auch dazu befähigt, verschiedene Bevölkerungsschichten und Gruppen zu verstehen: „Ich habe mit Obdachlosigkeit gekämpft. Ich habe mich auf Lebensmittelmarken verlassen und habe mein Kind als Alleinerziehende aufgezogen. Dieser Kampf gibt mir eine andere Perspektive. Jetzt kann ich Menschen helfen, Erfolg zu haben.“