Für die meisten Menschen ist Zucker ein Süßungsmittel, das durch seinen Kaloriengehalt schnell zu Hüftgold führt. Doch bestimmte Bestandteile von Zucker haben spezielle Eigenschaften, die der Gesundheit zuträglich sind. Das deutsche Biotechnologieunternehmen Jennewein hat sich zum Ziel gesetzt, die gesundheitsfördernde Bestandteile des Zuckers zu erforschen und zu nutzen.
Muttermilch gilt als das beste Nahrungsmittel für Säuglinge. Der optimal abgestimmte Nährstoffgehalt enthält sowohl Milchzucker, der als Energiequelle dient, als auch 7 bis 25 Gramm komplexe Zuckermoleküle pro Liter menschlicher Muttermilch, die wegen ihrer besonderen physiologischen Funktionalitäten äußerst begehrt sind, beispielsweise aufgrund ihrer präbiotischen Wirkung auf die Darmflora.
Diese sogenannten Oligosaccharide kommen in der Struktur, Vielfalt und Konzentration in der menschlichen Milch vor und werden daher unter dem Begriff „humane Milch-Oligosaccharide“ (HMOs) zusammengefasst. Als Branchenpionier hat die Jennewein Biotechnologie ein innovatives und effizientes Fermentationsverfahren zur Produktion von HMOs entwickelt.
Jennewein HMOs sind chemisch identisch mit Muttermilch
Die von Jennewein produzierten, biotechnologisch hergestellten HMOs sind chemisch mit der Muttermilch identisch. Zudem sind die Produkte halal und koscher zertifiziert. Namhafte Babynahrungshersteller in den USA und Europa setzen bereits Jennewein-Produkte ein. Die Milch-Oligosaccharide werden unter anderem in Säuglingsnahrung, Kosmetika und pharmazeutischen Anwendungen genutzt.
Die hochwertigen Jennewein-Produkte werden im hauseigenen Onlineshop angeboten. Unter anderem sind Babybreie und HMO-Sticks im Portfolio, die HMOs 2‘-Fucysyllactose und NANA enthalten, und entscheidend zu einer natürlichen Entwicklung der Säuglinge beitragen können. Der Babybrei ist in zwei Geschmacksrichtungen, die HMO-Sticks in verschiedenen Packungseinheiten, erhältlich.
Jennewein erweitert Produktportfolio mit gesundheitsfördernden Produkten
Das erste Produkt des rheinland-pfälzischen Unternehmens Jennewein war 2‘-Fucosyllactose (2‘-FL), das am meisten in der Muttermilch vorkommende HMO. Die Biotech-Experten von Jennewein produzieren derzeit bis zu zehn Tonnen des begehrten Zuckerbestandteils in einem komplexen Herstellungsprozess. Das Verfahren stützt sich auf den Bakterienstamm E- coli BL21, der gentechnisch umgerüstet wird, damit die Bakterien die notwendigen Enzyme für die HMOs bilden.
Der einschlagende Erfolg des ersten Produkts spornte die Rheinbreitbacher Forscher an, das Portfolio schnell auszubauen. Derzeit wird ein neuer 5 HMO MIX von Jennewein entwickelt, in dem die fünf am häufigsten vorkommenden HMOs enthalten sind. Das neue Jennewein-Produkt enthält als einziger 5 HMO-Mix weltweit sowohl neutrale als auch saure HMOs und vereint damit eine Vielzahl der positiven Effekte unterschiedlicher HMOs in einem Produkt. Der neue HMO-Mix wird in Rheinbreitbach im großtechnischen Maßstab produziert und wird als sprühgetrocknetes Pulver angeboten werden.
Chr. Hansen Holding A/S übernimmt Jennewein Biotechnologie
Im September wurde die Jennewein Biotechnologie durch die Chr. Hansen Holding A/S, einem führenden Biowissenschaftsunternehmen mit Sitz in Hoersholm (Dänemark), übernommen. Die Chr. Hansen Holding plant bis 2025 mehr als 200 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen zu investieren, um der steigenden Nachfrage nach HMOs nachzukommen und zum Weltmarktführer in diesem Wachstumsmarkt zu werden.
In Zukunft wird die Jennewein-Produktion zudem durch das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Bonn unterstützt. Dort sollen insbesondere die Entwicklung neuer Produktionsstämme vorangetrieben und mittels molekulargenetischer Methoden neue Designer-Mikroorganismen entwickelt werden. Die Hoffnung der Jennewein-Forscher ist, dass die neu entwickelten „cell factories“ als Grundlage für die Produktion von komplexen Oligosacchariden genutzt werden können.
*Ein Bericht der Journalistin Sophie Herrmann