Die Bundesregierung plant eine App, mit der Corona-Infektionswege zurückverfolgt werden können. Diese Tracking-App soll schon bald einsatzbereit sein. So sollen die Kontaktverbote und sozialen Einschränkungen sukzessive gelockert werden können.
Kontaktverbote und starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens begleiten uns nun schon einige Wochen. Wann dies ein Ende nehmen wird, steht nicht fest. Zwar sind die bestehenden Maßnahmen erst einmal nur bis Mitte April geplant. Viele Experten und Politiker lassen jedoch durchblicken, dass eine Verlängerung der Beschränkungen notwendig sein wird. Der Kanzleramtschef Helge Braun sagte, dass eine Lockerung der Einschränkungen nur unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden könne. So müsse es definitiv mehr Intensivbetten geben. Er erwähnte auch, dass neben einer Aufstockung des Personals in den Gesundheitsämtern eine verbesserte Kontaktverfolgung Infizierter notwendig sei. Dafür sei von einer Expertengruppe ein technisches Konzept für eine Tracking-App entwickelt worden, auf die App-Entwickler aufbauen könnten. Aktuell laufen bereits erste Testdurchgänge der Technik.
So soll die App funktionieren
Die Nutzung soll freiwillig sein und läuft anonymisiert ab. Dafür wird es eine individuelle Identifikationsnummer (ID) geben, welche regelmäßig Signale per Bluetooth sendet und gleichzeitig nach Signalen anderer IDs in der Nähe sucht. Wird von der App eine ID gefunden, wird diese verschlüsselt auf dem Handy des Nutzers gespeichert. So kann sich die App merken, wem der Nutzer in den vergangenen zwei Wochen begegnet ist. Dabei werden weder Bewegungsmuster noch Orte oder persönliche Daten gespeichert. Der Nutzer hat darüber hinaus keinerlei Zugriff auf die gespeicherten IDs, die zudem sowieso nicht auf andere Personen rückführbar sind. Wenn ein Nutzer am Coronavirus erkrankt, kann dieser den Status in der App ändern. Damit niemand die App aus falschen Motiven nutzt, muss der Status daraufhin noch offiziell vom Gesundheitsamt bestätigt werden. Um eine flächendeckende Nutzung zu ermöglichen, sollen die Hersteller der Betriebssysteme die App mit Hilfe eines Updates auf die Smartphones spielen. Der Nutzer soll selbst entscheiden können, ob er dem Update zustimmt oder nicht. Die ID wird auch für Google oder Apple anonymisiert.
Konform mit dem strengen Datenschutz der EU?
In der EU gelten strenge Datenschutzstandards, die die App einhalten muss. Niemand darf überwacht werden oder sollte zur Nutzung gezwungen werden. Dafür haben 130 Experten eine Plattform geschaffen. Sie nennt sich Pepp-pt, was für Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing steht. Mit dieser Plattform können europäische Corona-Apps datenschutzkonform arbeiten. Das funktioniert über Technologien und Serviceleistungen für Corona-Tracking-Apps, die über Pepp-pt angeboten werden und mit dem europäischen Datenschutzrecht übereinstimmen. Die Entwickler sind überzeugt, dass ihr System sicher ist. Dies wurde auch von unabhängigen IT-Sicherheitsexperten bestätigt.
Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und die Schweiz sind bisher an der Pepp-pt-Initiative beteiligt. Hierzulande arbeitet ein Team gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut an einer App, die noch bis zum 16. April getestet wird. In der Politik findet sie bereits viel Zustimmung. Wenn sich diese App demnächst auf den Smartphones wiederfindet, liegt ihr Erfolg vor allem in der Anzahl ihrer aktiven Nutzer. Laut Forschern müssten mindestens 60 Prozent der Bevölkerung eine Corona-App nutzen, um eine Lockerung der Maßnahmen durchführen zu können.