Madrid. Der spanische Immobiliensektor setzt zu neuen Höhenflügen an. Neubauten verzeichneten zu Jahresanfang einen Preisanstieg von 10,4 Prozent. Das bedeutet die höchste Marke seit Platzen der Immobilienblase Ende 2007. 138 000 Objekte gingen 2019 im 1. Quartal an neue Eigentümer.
Die Entwicklung ist indes differenziert zu betrachten. Wegen exorbitanten Preisanstiegs in Madrid, Barcelona oder auf den Balearen warnen Experten vor einer Überhitzung des Immobilienmarktes. In den Regionen hat die Aufarbeitung der Krise von 2007 noch nicht ihr Ende gefunden. Abgehängt ist vor allem Valencia.
Ibiza geht weit voran
Der mutmaßlich vom Niedrigzins befeuerte Kaufrausch bewegt aktuell den gesamten spanischen Immobilienmarkt, mit Ausnahme der Küstenregion zwischen Alicante und Valencia. Selbst im nordspanischen Baskenland ziehen die Preise an, in der Provinzhauptstadt San Sebastián jährlich 7,5 Prozent. Die frühere Industrieregion war lange Zeit als unattraktiv verschrien. Auf den Ferieninseln im Mittelmeer haben die Preise mittlerweile wieder ihren einstmaligen Höchststand von 2008 erreicht. Vorreiter ist Ibiza, die drittgrößte Baleareninsel. Anhaltend hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland trieben dort die Wohnungspreise in diesem Jahr auf neue Rekordhöhen: Sie liegen jetzt bei 38 Prozent über dem Stand vor 2008. Im Fokus des Interesses stehen auch die Metropolen Madrid und Barcelona, mit zweistelligen Anstiegen verglichen mit dem Vorjahr.
Die spanische Notenbank mahnt indes zur Vorsicht. Man müsse die Entwicklung genau verfolgen, heißt es aus Madrid. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Kreditvergabe der Finanzinstitute. Während der Immobilienkrise von 2008 war die Bank von Spanien zu lange tatenlos geblieben, als die Zahl notleidender Kredite spanischer Finanzinstitute zu einer immer größeren Lawine wurde. In der Folge musste die spanische Regierung Finanzhilfe aus Brüssel beantragen, um mit einer Finanzspritze von mehr als 60 Milliarden Euro den Bankensektor vor dem Zusammenbruch zu retten.
Boom in den Städten, preiswert nur stellenweise
Massenware, Appartements mit immerhin Meerblick, Ferienwohnungen zum Kauf oder nicht zu Ende gebrachte Hausgerippe, so sieht es 60 Kilometer südlich von Valencia aus. Einen Teil solcher Appartements halten immer noch Banken, wenn deren Eigentümer während der Krise die Hypotheken nicht mehr bedienen konnten und die Wohnungen zurückgeben mussten. Valencia zählt zu den Provinzen mit den höchsten Leerständen: 53000 Wohnungen sind da zu haben. An den Badestränden südlich der drittgrößten Stadt Spaniens war jegliches Maß verloren gegangen, von den Banken angeheizt mit billigen Baukrediten. Ferienwohnungen galten da bei Investoren als sehr lukrativ. Die Küste zwischen Alicante und Valencia wurde in den 1990ern die größte Baustelle des Kontinents. Ein Quadratmeter fertiger Immobilie ist hier heutzutage für 1.000 Euro zu haben. Im übrigen spanischen Landesdurchschnitt müssen dafür fast 1.700 Euro gezahlt werden.