Ghislaine Maxwell war eine Vertraute des verstorbenen Multimillionärs Jeffrey Epstein. Laut einer gegen sie erhobenen Klage soll sie ihm beim Missbrauch von unzähligen Minderjährigen geholfen haben. Nun soll der Prozess gegen Maxwell eingeleitet worden sein.
Ghislaine Maxwell war eine feste Größe in der Luxus-Party-Szene New Yorks. So gelang sie an hohen sozialen Status in Manhattan. Sogar „Vanity Fair“ schwärmte noch vor einiger Zeit von ihr als „interessanteste, temperamentvollste und ungewöhnlichste Frau“ bei den Partys der reichen Oberschicht. Doch diese Zeiten sind für Maxwell vorbei – seit Sommer 2020 sitzt sie in Brooklyn im Gefängnis.
Für Ghislaine ist es im Gefängnis nicht leicht
Ghislaines Anwalt David Markus scheiterte bereits viermal daran, sie auf Kaution freizubekommen: „Es sind sehr schwierige Verhältnisse für Ghislaine im Gefängnis. Bedingungen, die man nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht. Sie wird furchtbar behandelt dort. Wegen der Nachlässigkeit bei Jeffrey Epstein. Das ist nicht richtig und nicht fair. Das ist alles nur wegen dieses schrecklichen Epstein-Effekts.“, so Anwalt David Markus.
Kurz bevor Epstein sich vor Gericht verantworten sollte, wurde er im August 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. An die zehn Jahre sollte der New Yorker Investmentbanker Minderjährige missbraucht haben. Dabei betrieb er auf seinen diversen Anwesen in den USA einen Prostitutionsring – dabei soll seine Partnerin und rechte Hand Ghislaine Maxwell eine wichtige Rolle für ihn gespielt haben.
Sie haben die Mädchen in eine Falle gelockt
Die New Yorker Staatsanwältin Strauss, die für den Fall zuständig ist, sagt: „Maxwell war eine der engsten Vertrauten und hat Epstein geholfen, Mädchen zu missbrauchen, die zum Teil erst 14 Jahre alt waren. Sie hat ihm geholfen diese Mädchen anzuwerben und gefügig zu machen. In manchen Fällen hat sie sogar am Missbrauch teilgenommen.“
Die Klage bezieht sich auf die Jahre zwischen 1994 bis 2004. In diesem Zeitraum sollen Epstein und Maxwell systematisch minderjährige Mädchen in die Falle gelockt haben. „Sie haben sich mit den jungen Frauen angefreundet, sie ins Kino oder zu Shopping-Trips eingeladen“, so Staatsanwältin Strauss. Maxwell hat sie dazu gezwungen, Epsteins Geschenke anzunehmen – so fühlten sie sich Epstein verpflichtet. Danach sollen die beiden den Mädchen so lange Druck gemacht haben, bis ihnen der Missbrauch normal vorkam. Allweit bekannt ist das genannte Vorgehen als „grooming“.
Schlüssel-Zeuginnen vor Gericht
Nun bestreitet Maxwell immer noch, etwa Illegales getan zu haben. Doch die Staatsanwaltschaft lässt nicht locker – Sie hat vier Schlüssel-Zeuginnen aufgeboten, um das Gegenteil zu beweisen. Für die Zeuginnen und andere mutmaßliche Opfer könnte der Prozess die letzte Chance auf Gerechtigkeit sein.
Maria Farmer, eine Zeugin hat berichtet, dass sie schon 1996 eine Strafanzeige gegen Epstein eingereicht hatte. „Einige Male war ich mit Ghislaine im Auto unterwegs“, sagte Sie. „Sie hat gesagt, sie ist auf der Suche nach Models, doch der Fahrer hielt bei Schulen oder Parks immer wieder abrupt an. Sie ist zu den Mädchen hingelaufen und hatte mit ihnen Telefonnummern getauscht. Ein paar Tage später habe ich diese Mädchen dann in ihrem Haus gesehen.“, so das Opfer Maria Farmer.
Wird Maxwell wirklich verurteilt?
Es dauerte bis 2008, bis Epstein zum ersten Mal vor Gericht treten musste. Der Prozess soll mit einem Deal geendet haben, der bis heute nicht öffentlich geklärt worden ist. Nach 13 Monaten, in denen Epstein tagsüber als Freigänger frei rumlaufen durfte, wurde er wieder freigelassen. 2019 rollten New Yorker Ermittler den Fall Epstein neu auf – daraufhin wurde er erneut festgenommen. Zu einem Prozess kam es daraufhin aber nicht mehr. Jetzt hofft ein weiteres Opfer, Virginia Giuffre, dass wenigstens Maxwell verurteilt wird. „Sie ist ein Monster. Sie ist schlimmer als Epstein. Sie war teuflisch und böse. Und sie ist eine Frau.“
Darüber hinaus wirft Giuffre dem britischen Prinzen Andrew vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Zu den Freunden von Epstein sollen sogar auch Ex-US-Präsident Trump, Bill Clinton und Microsoft-Gründer Bill Gates gehört haben. Allerdings sind gegen sie keine konkreten Vorwürfe bekannt.